Ein interessantes Chalcedon Ei und seine Geschichte

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Mineralicon
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Ein interessantes Chalcedon Ei und seine Geschichte

Beitrag von Mineralicon »

Diese Mineralogie-Grundlagen Abhandlung basiert auf der Erklärung eines sehr besonderen Stein-Eis der lieben wildflower und soll hier also konserviert und für einen schnellen Zugriff erhalten werden.
Es ging um folgendes Ei und die Frage nach dessen Mineralinhalt und Entstehung.
ei.jpg
Es fallen neben der großen Ader etliche parallele bzw. subparallele Strukturen auf: alle sind gefüllt mit einem hellblauen Material in schwarzer Matrix. Das folgende Bild zeigt in den roten Linien den Verlauf dieser Strukturen:
01.jpg
01.jpg (101.79 KiB) 2386 mal betrachtet
Denken wir uns nun also die Eiform weg und kehren zum ursprünglichen Gestein zurück: Dieses hat irgenwann in seiner Geschichte einen oder mehrere -nennen wir es- "heftige Schläge" bekommen. Es wurde also im Zuge geologischer Vorgänge gestresst und in Folge dessen ist es nicht vollständig, aber nahezu zerbrochen. Daher resultiert auch die große, nun gefüllte Ader und eben die kleinen, das Ei von oben nach unten durchziehenden (nun auch gefüllten) parallelen Bruchzonen.

Später in der Geschichte wurden Silicium-reiche heisse Lösungen generiert und drangen in die Umgebung des zerbrochenen Gesteins ein.
Stellt euch also den Spalt / Hohlraum in diesem Gestein leer vor und....mit dem roten Pfeil markiert....kommt die heisse Lösung:
02.jpg
Um zu verstehen, was nun passierte gehen wir noch mehr ins Detail resp.die Vergrößerung:
03.jpg
Ich habe 4 Schichten / Zonen markiert, die die Ausfüllung des großen Bandes kennzeichnen.
Schicht 1: Sie ist die hellblaue Schicht, die ganz im Aussenbereich des Bandes liegt; sie zieht sich auch zusätzlich in die parallelen Bruchzonen hinein.
Schicht 2: eine sehr dünne, wahrscheinlich farblose Schicht.
Schicht 3: leicht cremefarben.
Die Schichten 1- 3 bestehen alle aus Chalcedon.
Mit Schicht 4 habe ich die restliche Füllung der Ader bezeichnet. Hier handelt es sich um Quarkristalle.
Die Abfolge der Schichten von 1 bis 4 repräsentiert auch die zeitliche Kristallisationsabfolge.
Aus der heissen Lösung wurde eine Chalcedonschicht abgeschieden, die den Aussenbereich der großen Ader vollständig ausgekleidet hat.
Also die Schicht Nummer 1.
Danach entstanden die Schichten 2-4. Nun...das ist nicht alles.
Gehen wir nochmehr ins Detail und uns fällt etwas auf:
04.jpg
Dieser Ausschnitt zeigt zwei Infiltrationskanäle. Wir sehen, dass mindestens das Material der Schicht Nr. 1 und teilweise auch das Material aus der Schicht Nr. 2 eben auch die parallelen Bruchzonen infiltriert hat.
D.h., am Beginn der Kristallisation aus der heissen SiO2-reichen Lösung wurde sowohl das hellblaue Aussenband gebildet, als auch zeitgleich etliche der parallelen Bruchzonen mit dem hellblauen Chalcedon verfüllt. Wenn man genau hinschaut dann sieht man, dass sich diese beiden Infiltrationskanäle verjüngen. D.h. sie keilen im Bild nach links hin aus, werden also nach links dünner. Kapillarkräfte haben die Lösung also in die parallelen Bruchzonen gezogen, in denen dann die Kristallisation des Chalcedons erfolgte.
Zusätzlich sehen wir, vor allem beim unteren Infiltrationskanal, dass auch Material aus der Phase 2 wenigstens noch ein Stück weit in die parallelen Bruchzonen "hineingeflossen" ist.
Danach waren die Bruchzonen "abgedichtet" und es folgten die Kristallisation des Phase 3 Chalcedonbandes und letzendlich die Ausfüllung des großen Hohlraumes mit dicht verwachsenen Quarzkristallen.
Also...das ist die Geschichte dieses Eis :) Ich halte es übrigens nicht für gefärbt. Die unterschiedlichen Blautöne ergeben sich für mich aus den Kristallisationsabfolgen.
Wir haben also eine seltene und wunderschöne Struktur, bedingt durch eine große Chalcedon-Achat-Quarz-Ader und hellblauen parallelen Linienstrukturen aus Chalcedon.

Im weiteren tauchte dann noch die Frage auf, was denn die schwarze Matrix sei.
Meine Antwort:
Das wird ohne eine Analyse reine Spekulation bleiben.
Dieses Ei kann durchaus einem rhyolithischen Bildungskomplex entstammen. Ich erinnere an thundereggs oder auch einzelne sogenannte Regenwald-Jaspis-Arten. Und in solchen environments kann es auch sehr dunkle, stark Eisen-haltige Bereiche geben.
Sicher ist, dass die schwarze Matrix des Eis im Zuge der Füllung der Adern und sicher auch schon vorher hydrothermal verändert wurde.
Mehr kann ich von hier aus nicht sagen.
Lizzy
Beiträge: 2784
Registriert: 07.10.2011, 09:28

Re: Ein interessantes Chalcedon Ei und seine Geschichte

Beitrag von Lizzy »

:shock: Das ist wirklich eine spannende Geschichte zum Ei. Danke dafür, war sehr interessant zu lesen :)
Steinelfe
Beiträge: 3234
Registriert: 20.09.2012, 19:19

Re: Ein interessantes Chalcedon Ei und seine Geschichte

Beitrag von Steinelfe »

eine schöne geschichte zu einen tollen stein

vielleicht erfahren wir ja noch was das schwarze für ein mineral ist

auf jeden fall ist es was ganz besonderes

danke für diese sehr schöne und bildlliche erklärung
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