Hallo,
jetzt wirds kompliziert:) Das ist Metamorphe Petrologie.....2. Hälfte eines Mineralogiestudiums:
Ich versuche trotzdem, die von pezzottait gestelten Fragen so "einfach und verständlich wie möglich" zu beantworten:
1) ...die roten und die grünen Bereiche absolut die gleiche Textur aufweisen, wie die weißen?
Das Gestein von Longido ist metamorph und die vorliegende körnige Textur ist typisch für ein metamorphes Gestein das im Mikromaßstab verändert wurde und rekristallisiert ist. Im vorliegenden Fall eben nahezu gleichkörnig. In anderen Stücken aus Longido sind die Rubine größer. Das liegt an physikochemischen Prozessen, die sich durchaus im Zentimeter-Bereich ändern können.
2) ...sich sowohl die roten als auch die grünen Farbtön besonders an den Rissen und Sprüngen konzentrieren und die "Rubine" nicht durchgefärbt sind?
Das ist ein Effekt der Kristallisation bzw. in diesem Falle metamorphen Rekristallisation. Dass sich gerade an den Aussenseiten der Kristalle eine dunklere Schicht bildet. Man kennt das auch von metamorphen Granaten. Wenn Ihr genau hinschaut, dann seht ihr, dass die einzelnen Körner keine guten Kristallaussenflächen haben. Klar nicht. Denn das Material ist rekristallisiert. Und somit reagieren die Aussenflächen der Kristalle im Rahmen der metamorphen Umbildung mit der Umgebung und es enstehen die dunkleren Säume.
3)... die grünen Bereiche (Zoisit) so grobkörnig ausgebildet sind?
Da können wir oben anschließen. Die Körnigkeit in einem metamorphen Gestein ist eine Frage des jeweils erreichten physikochemischen Gleichgewichtes. Und das ändert sich im Mikromaßstab; in Anhängigkeit der jeweiligen Druck-Temperaturbedinungen und in Abhängigkeit des Chemismus und der Mineralogie. So gibt es eben Bereiche, die größere Kristalle bzw. Kristallsprossungen haben und Bereiche mit kleineren Körnern. Selbst wenn es sich um das gleiche Mineral handelt.
4) ...und was die vielen weißen Einschlüsse sind?
Albit in Verwachsung mit Rubin. Albit ist typisch für die Longido
Paragenese. Im vorliegenden Fall gab es eine unvollständig abgelaufene Reaktion beider Phasen.
Soweit zur Mineralogie. Daneben gibt es aber auch noch eine ganz andere Sichtweise:
Denkt mal nach: Wenn der Stein wirklich gefärbt sein sollte: Aufgrund der Hauptmatrix mit Zoisit und Tschermakit kommt nur Longido in Frage. Dann müsste man also im linken Bereich die weissen Albite rot eingefärbt haben. Dagegen spricht
1. dass es diese reinweissen Albitbereiche neben Zoisit und Tschermakit aus Longido nicht gibt
2. dass einige Rubine tiefrot und einige Bereiche nur rosa sind. Wenn es einem überhaupt gelingt, eine körnige Albit Textur einzufärben.....dann sieht das völlig anders aus.
Und noch eines: Dieses Material aus Longido ist superbillig im Einkauf.....Es wird von den Händlern nur teuer gemacht, damit Ihr viel Geld ausgebt.....Für das hier besprochene Stück: Das wird in Tanzania gefunden und geborgen und entweder vor Ort oder in einem Billigland gesägt und in Herzform geschliffen und gebohrt. Bis dahin kostet es ca. 10 Cent

dann macht man noch eine silberplattinierte Öse dran....und schwups liegt der Wert bei ca 40 cent.........wobei die Öse das teuerste daran ist.
Es lohnt sich also für niemanden, dieses Material auch noch einzufärben.
Beste Grüße
Mineralicon