Meine Nachbarin kam mit einem getrommelten farblosen, fast augenreinem Stein zu mir und erzählte, sie hat diesen Stein im Urlaub als Bergkristall am Strand für einen Euro gekauft. Bereits in ihrem Quartier hatte sie Zweifel ob das wohl ein Bergkristall sei oder bloß einfaches Glas. Nun, nach meiner ersten Betrachtung mit der Lupe (10x) konnte ich ihre Zweifel nicht ausräumen - keine "brauchbaren" Einschlüsse!
Somit blieb nur mehr eine gemmologische Untersuchung übrig.
Prüfung der Härte - nicht durchführbar, weil einerseits der Stein keine echten Kanten hatte und zweitens ich auf keinen Fall die Oberfläche des Steines beschädigen wollte.
Prüfung des Brechungsindex - nicht möglich! Selbst die Spotmethode versagt, weil der Stein zu unförmig war und am Refraktometer einfach keine gesicherte Aussage möglich war.
Überprüfung der Dichte - mit 2,65 g/cm³ entspricht er genau dem Literaturwert. Könnte aber auch ein Quarzglas (geschmolzener und wieder verfestigter, nicht-kristalliner Quarz) sein.
Überprüfung der Isotropie/Anisotropie - schöner könnte das Ergebnis am Polariskop gar nicht sein; der Wechsel hell - dunkel war eindeutig und somit konnte der Stein als farbloser,kristalliner Quarz eingestuft werden. Ob er natürlichen oder synthetischen Ursprungs ist, musste trotzdem offen gelassen werden. Arbeitsaufwand: Mit allem Drum und Dran 30 Minuten, der Nachbarin und ihren Kindern zu liebe!

LG pezzottait