Es könnte durchaus der Fall sein, dass ihr beide zum Teil Recht habt. Grundsätzlich muß das eine das andere nicht ausschließen.
Aber lasst mich ein wenig ausholen:
Labradorit ist ein Name für ein Mineral und Mitglied der Feldspatfamilie. Wer es noch genauer haben will, ist Labradorit ein Teil der Mischungsreihe mit den Endgliedern Albit (Natrium-Feldspat) und Anorthit (Calzium-Feldspat). Der Labradorit hat eine Zusammensetzung, die einem Anteil von 50-70Mol% Anorthit (und vice versa 30-50% Albit) entspricht. Manche Vorkommen von Labradorit zeigen eine Entmischung der verschiedenen Anteile und es kommt zur Ausbildung von sehr, sehr dünnen Schichtstrukturen, die eine Schichtstärke haben, wie etwa Benzin auf Wasser. Bei so dünnen Schichten kommt es bei der
Reflexion des Lichtes zu Interferenzen der verschiedenen Anteile des (weißen) Lichtes. Die Folgen sind die bunten Regenbogenfarben, wie sie sowohl beim Benzin auf Wasser, als auch in diesen (speziellen) Labradoriten sehr schön zu sehen sind. Dieser optische Effekt bei diesen speziellen Labradoriten wird auch
Labradorisieren genannt. Neben diesen labradorisierenden Labradoriten gibt es aber auch eine Menge nicht-labradorisierender Labradorite, die durchaus sehr schön sein können. Manche dieser Labradorite zeigen auch das Adularisieren. Nun, was ist das? Dazu ein Sprung im Phasendiagramm der Feldspäte auf die Seite der Alkalifeldspäte. Dort haben wir als Endglieder wiederum den Albit, auf der anderen Seite den Orthoklas. Diese beiden sind zwar in der Hitze gut mischbar, in der Kälte aber nicht. Die Folge ist ein langsames Entmischen der beiden, wobei sich im Orthoklas die geringen Albitanteile als sehr feine nadelförmige Albitkristalle ausscheiden, die obendrein noch sehr geordnet, man spricht auch von orientiert, auskristallisieren. Es kommt zur Ausbildung von einem Perthit. Sind nun diese Albitkriställchen so klein, dass sie selbst mit der Lupe nicht erkennbar sind, so wird das
durchgehende Licht an ihnen gestreut (Mie-Streuung). Ab einer bestimmten kleinheit dieser Albitphasen wird jedoch das blaue Licht stärker gestreut als der Rest des Spektrums (Rayleigh-Streuung), siehe dazu auch unter
ist-das-ein-mondstein-oder-nen-ich-ihn- ... 18348.html. Diese Rayleighstreuung (blau) bzw. die Mie-Streuung (weiß) sind für den wogenden Lichteffekt verandwortlich, den wir
Mondscheineffekt oder Adularisieren nennen. Er wurde zuerst bei manchen
Orthoklasen beobachtet und man gab diesen adularisierenden Orthoklasen den
Handelsnamen "Mondstein". Ihr seht schon, dass wir auf Grund des Ursprungs der Namen die beiden sie gar nicht wirklich vergleichen sollten. Mondstein ist ein Handelsname, der mittlerweile von der CIBJO anerkannt wurde, Labradorit ist ein Mineralname. Nun fand man in der Feldspatgruppe auch andere Mitglieder außer Orthoklas, die das Adularisieren zeigen und andere Mitglieder, die das Labradorisieren zeigen können. Währen wir beim Labradorisieren anderer Feldspäte weniger Schwierigkeiten haben (z.B. Peristerit -> Albit/Oligoklas), macht der "Mondstein" im Handel wesentlich größere Schwierigkeiten. Da wurden auf der letzten Messe auch wiederum kilogrammweise "Mondsteine" angeboten, wobei kein einziger das Adularisieren zeigte (siehe auch link oben). Die CIBJO hat versucht diesbezüglich ein wenig Ordung in die Bezeichnungen zu bringen (dazu ist ihre Vorgängerin ja 1926 gegründet worden) und empfiehlt, dass lediglich der Orthoklas-Mondstein, als Mondstein bezeichnet werden darf, anderen adularisierenden Vertretern der Feldspatfamilie ist der Mineralname voranzustellen, z.B. Oligoklas-Mondstein.
Nun zu den beiden Ringsteinen: Es ist durchaus möglich, dass ein "weißer Labradorit" neben dem Labradorisieren auch das Adularisieren zeigt. Richtig! Diese Steine müssten dann
Labradorit-Mondstein genannt werden und die gibt es tatsächlich. Die beiden abgebildeten Steine zeigen auf alle Fälle das Labradorisieren (erkennbar an den Regenbogenfarben), ob sie auch das Adularisieren zeigen kann ich von da aus nich beurteilen, dazu muß man den Stein in Händen halten und ihn bewegen können.
LG pezzottait