Es gab ja ein Antibiogramm.

Sie hatte/hat(?) hochgradig Pasteurella Multocida und dazu wenig vorhanden E.coli mit Verdacht auf ESBL/AmpC. Gegen letzteres waren nicht alle AB wirksam, das zuerst gespritzte Convenia zum Beispiel nicht. Mein Tierarzt wollte gleich mit harten Bandagen ran und über 3-4 Wochen Chloramphenicol geben, weil seiner Erfahrung nach nichts anderes gegen die resistenzbildenden E.-coli helfen soll, das Antibiogramm gab dann aber doch ein paar mehr Mittel her, die auch helfen können, unter anderem das jetzt versuchte Clavaseptin. Nur hat er das zu niedrig dosiert (vielleicht weil das Convenia noch wirkte?), so dass Morle erst seit 1 1/2 Wochen die vom Hersteller vorgeschlagene Dosis für ihr Körpergewicht bekommt. Sie sollte das Clavaseptin über 3 Wochen nehmen, die sind heute um... aber wie gesagt... erst 1 1/2 Wochen bekommt sie die passende Dosierung.
Wegen der Chloramphenicol-Geschichte war ich bei einem zweiten Tierarzt. Das wollte ich ihr nicht geben - auch wenn der bisher behandelnde TA auf mein Nachhaken von den 3-4 auf 2 Wochen runter gegangen ist. Die Risiken sind mir zu hoch dafür, dass im Labortest auch andere AB gegen beide Erreger gewirkt haben.
Dieser 2. Tierarzt hat nur das Antibiogramm gesehen und eine Katze, die wirklich schwer zu diagnostizieren ist. Seiner Meinung nach käme sie mit den Bazillen klar, trotz der hochgradig vorhandenen Passteurellen und der geröteten, geschwollenen Mandeln, die der erste TA gesehen hatte, solange kein gelblich-grünes Sekret austritt. Er sagte im Grunde wäre die Infektion dann nicht mal eine bakterielle und schlug vor, wenns noch mal auftritt, versuchsweise mit Cortison zu behandeln. Morle war dort normal, ängstlich wegen der Situation und angespannt, aber sie wirkte nicht krank. Sie hatte kein Fieber, hier frisst sie normal, trinkt viel, geht raus... wenn das Niesen / Schniefen und die Flankenatmung nicht wären, würde ich sagen, alles prima.
Aber:
Morle wirkt immer relativ fit, solange sie nicht wirklich den Kopf unter dem Arm trägt. Letztes Jahr um diese Zeit hatte sie wochenlang nur ein leichtes Schniefen/Niesen, hing dann aber gestern vor einem Jahr durch, lag nur rum, war teilnahmsloser als ich sie sonst kenne und fraß kaum bis gar nicht. Ich musste, weil es Sonntag war, den mobilen Notdienst rufen. Die Tierärztin stellte 41°c Fieber fest und hat mich noch beruhigt, weil ich solche Gewissensbisse hatte, dass ich nicht eher reagiert habe - sie meinte, die Symptome wären so minimal vorhanden, dass sie sich wohl auch keine Sorgen gemacht hätte. Morle hatte wenig klaren Nasenausfluss und leicht verknöste (schwarz) Augenwinkel. Und eben 41°C Fieber, über mehrere Tage, das erst mit AB-Gabe weg ging.
Anderes Beispiel: Ganz zu Anfang, als ich sie etwa 4 Wochen hatte, hat Morle meinen breitblättrigen Gummibaum, den ich damals hatte, angefressen (der ist natürlich danach rausgeflogen!). Auch an einem Wochenende.
Montags fing sie an zu erbrechen. Der Tierheim-TA hat Blut abgenommen, um Organschäden auszuschließen, und ihr etwas für den Magen gegeben. Ich sollte zwei Tage später noch mal wiederkommen, damit sie noch eine Spritze bekommt, sie schien fit, wurde abgetastet und gründlich untersucht, der TA war zufrieden. Aber sie fraß nichts, was ich ihm auch gesagt hatte. Einen Tag drauf hat sie sich morgens dreimal erbrochen, also bin ich mit ihr zur Praxis. Sie wurde noch mal abgetastet, dann geröntgt. Und siehe da: Pfropf im Darm, beinahe Darmverschluss (sie hat hier durchaus Kot abgesetzt, auch wenn der zeitweise etwas flacher wirkte als gewöhnlich - es war also nicht wirklich sichtbar und ich kannte sie ja auch damals noch kaum). Bei der OP haben sie dann auch noch ein paar Rückstände des Gummibaums im Magen gefunden.
Es ist nicht leicht, bei ihr zu sehen, wie es ihr wirklich geht. Deshalb bin ich auch so schnell beim Tierarzt mittlerweile, wenn sie erste Anzeichen zeigt dass etwas nicht stimmen könnte - und natürlich ist es dann meist kaum wahrnehmbar.

Dass sie bei dem Antibiogramm, hier zuhause deutlich blubberig klingenden Atemwegen und roten, geschwollenen Mandeln kein AB brauchte, glaube ich einfach nicht. Meine Erfahrungen mit ihr zeigen etwas anderes.
Pasteurellen sollen ziemlich hartnäckige Biester sein, die man länger behandeln sollte als die üblichen 10 Tage. 3 Wochen sind da an sich schon passend, soweit ich mich informiert habe, aber von diesen 3 Wochen war Morle 1 1/2 Wochen antibiotisch unterdosiert, erst die letzten 1 1/2 Wochen hat sie die richtige Dosis bekommen. Bei den resistenzbildenden E-Coli dürfte eh klar sein, dass die sehr hartnäckig sein könnten.
Verstehst du, wieso ich mir Gedanken mache und beiden Tierärzten hier nicht blind vertrauen mag?