Habe ich mich beschubsen lassen?

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Schwarzschelm
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Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von Schwarzschelm »

MoinMoin ihr Lieben!

Vor ein paar Monaten bin ich zufällig auf Abwege geraten und habe über eine etwas weniger populäre Billig-Seite im Internet ein paar Steinchen bestellt. Ich wollte gerne wissen, ob und wenn ja, was man da für eine Qualität erwarten kann.

Und ich muss gestehen: Ich bin mir nicht sicher.

Der Anhänger soll weißer Labradorit sein, aber irgendwie wirkt alles an dem Stein irgendwie falsch.
Er hat den blauen Schimmer, den ich erwartet habe, aber irgendwie scheint der Schimmer nicht in die Tiefe des Steins zu gehen.
Er ist extrem klar, eigentlich kenne ich den Stein nur milchig, aber er scheint auch nicht aus Glas zu sein. Die Oberfläche wirkt so glatt, als wäre sie lackiert worden, zeigt aber keine entsprechenden Rillen oder Nasen "+"+"
IMG20250813134846a.jpg
IMG20250813134850a.jpg
IMG20250813134903a.jpg
Was haltet ihr davon?

Liebe Grüße
Julia
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Watti
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von Watti »

Ich habe auch einen Rohstein vom weissen Labradorit,
da ist wie bei Dir auch noch so schwarzes Gestein dran
und der Schimmer ist auch nur an einigen Stellen oberflächlich zu sehen.
Genau wie bei teuren Labras ;-) je nachdem aus welcher Richtung man schaut,
sieht man den Schimmer oder eben nicht.
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manfred
Administrator
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von manfred »

Dein Stein sieht aus wie ein Regenbogen Mondstein mit Turmalin.
Der wird oft auch manchmal weißer Labradorit genannt.
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Wildflower
Moderatorin
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von Wildflower »

Ich denke auch, das es weißer Labradorit ist. Sollte er künstlich sein, fände ich den Aufwand ziemlich groß.
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pezzottait
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von pezzottait »

Hallo Julia,
vorweg, es ist ein hübsches Steinchen!
Welches Mineral sich dahinter verbirgt ist auf Grund eines oder mehrerer Fotos sehr unsicher. Dazu kommt, dass Begriffe wie "Labradorit" oder "Mondstein" leider mehrdeutig sind. Da gibt es auf der einen Seite eine Einteilung und Zuordnung zur chem. Zusammensetzung durch die Mineralogen und auf der anderen Seite die Bezeichnungen kreativer Geschäftsleute (Manne ausgenommen ;-)). Verbunden mit Erscheinungsformen dieser Mineralien führte das dazu, dass im Netz so allerhand unter verschiedensten Namen angeboten wird, nach dem Motto, die Kunden und Kundinnen werden es schon glauben.

Fangen wir mit der Mineralogie an:
feldspat_dreieck.gif
feldspat_dreieck.gif (311.65 KiB) 41 mal betrachtet
In diesem Dreieckdiagramm sehen wir die Familie der Feldspäte und deren Mitglieder. Auf der linken Seite befinden sich die Alkalifeldspäte (Orthoklas bis Albit), wobei in der chemischenm Zusammnsetzung von oben nach unten das Kalium-Ion K+ sukzessive durch das Natrium-Ion Na+ ersetzt wird. Auf der Grundlinie des Dreiecks befinden sich die Plagioklase, wobei von links nach rechts das Natrium-Ion Na+ durch das Calzium-Ion Ca2+ ersetzt wird. Sowohl auf Seite der Alkalifelspäte als auch bei den Plagioklasen kommt es zu Phasenübergängen, die für teilweises Entmischen der Phasen verantwortlich sind. Je nach Art und Menge der entmischten Phase kommt es zu besonderen optischen Erscheinungen.
Labradorit liegt auf der Achse der Plagioklase rechts der Mitte. In der chem. Formel sind 50-70% der Natrium-Ionen bereits durch Calzium-Ionen ersetzt worden.
Labradorit1.jpg
Neben Labradorit erhielten auch die anderen Familienmitglieder der Plagioklase einen Namen:
Albit 0-10% Calzium-Ionen
Oligoklas ab 10% Calzium-Ionen
Andesin ab 30% Calzium-Ionen
Labradorit ab 50% Calzium-Ionen
Bytownit ab 70% Calzium-Ionen
Anorthit ab 90% Calzium Ionen
Ohne chemische Analyse ist eine Zuordnung fast unmöglich. Hilfreich können die Bestimmung der Brechungsindizes sein:
BrechungsindexPlagioklase2.jpg
BrechungsindexPlagioklase2.jpg (54.66 KiB) 41 mal betrachtet
Dazu braucht man zwar keine chem. Analyse, dafür aber ein Refraktometer und ebene, möglichst polierte Flächen (wie z.B. bei facettierten Steinen). Diese Gerätschaft ist zwar wesentlich billiger als ein Analysegerät, die Ergebnisse sind aber auch wesentlich ungenauer.
Kurz zusammengefasst
* Die Feldspäte werden mineralogisch in Alkalifeldspäte und Plagioklase unterteilt.
* Die Plagioklase werden ihrerseits wieder unterteilt in Albit - Oligoklas - Andesin - Labradorit - Bytownit und Anorthit
* Im Laufe der Veränderung der Zusammensetzungen kommt es zu Entmischungen, die die Ursachen für verschiedene Erscheinungsformen sind.

Betrachten wir nun verschiedene Erscheinungsformen
Wie oben bereits formuliert, kommt es je nach Menge und Form der entmischten Phasen zu unterschiedlichen optischen Erscheinungsformen.
Bekannte Erscheinungsformen sind die "perthitische Entmischung" (z.B. im Amazonit),
die Adulareszenz = Mondsteineffekt (z.B. im Mondstein),
die Aventureszenz = Sonnensteineffekt (z.B. im Oligoklas) und
die Labradoreszenz (z.B. in manchen Labradoriten).
Die Erscheinungsformen sind NICHT an das jeweilige Familienmitglied der Feldspäte gebunden und umgekehrt ist auch der Name des Familienmitglieds NICHT an die Erscheinungsform gebunden.
So kann die Adulareszent bei sämtlichen Feldspäten auftreten. Nach der CIBJO, die Welt-Dachorganisation für die Benennung von Schmuck- und Edelsteinen, darf als Mondstein (ohne Zusatz) nur der Orthoklas-Mondstein benannt werden. Andere Mineralien mit Adulareszenz müssen den minearlogischen Namen als Zusatz aufweisen, z. B. Andesin-Mondstein.
Andesin-Mondstein
Andesin-Mondstein
AndesinMondstein1_1.jpg (48.11 KiB) 41 mal betrachtet
Ebenso kann die Aventureszenz bei anderen Feldspatmitgliedern auftreten.
Nach CIBJO darf nur der Oligoklas-Sonnenstein als Sonnenstein ohne Zusatz bezeichnet werden. Andere Sonnesteine müssen den Mineralnamen als Zusatz aufweisen.
Andesin_Sonnenstein
Andesin_Sonnenstein
OregonSunstoneColoredCenter13ISG.jpg (95.37 KiB) 41 mal betrachtet
Ähnliches gilt für das Labradorisieren (=Labradoreszenz). Nicht nur der Labradorit kann das Labradorisieren zeigen, sondern auch andere Mitglieder der Feldspatfamilie, z.B. der Peristerit (= Albit mit Labradoreszenz)
Peristerit (Albit mit Labradoreszenz)
Peristerit (Albit mit Labradoreszenz)
Damit es nicht zu einfach wird, treten z.T. auch Kombinationen dieser optischen Effekte auf, z.B. ein Anorthoklas mit Labradoreszen und Adulareszenz.

So, jetz wollt´ ich euch noch einen Anorthoklas mit Labradoreszen und Adulareszenz zeigen, leider habe ich das Datenvolumen bereits überfordert, vielleicht passt´s ein anderes Mal.

Mit sonnigen Grüßen
pezzottait
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Wildflower
Moderatorin
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von Wildflower »

Wieder einmal vielen Dank für deine ausführliche Erklärung.
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Schwarzschelm
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Re: Habe ich mich beschubsen lassen?

Beitrag von Schwarzschelm »

MoinMoin ihr Lieben!

Puh, Pezzottait, das ist mal geballte Information und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich alles komplett verstanden habe. Was ich aber begriffen habe, ist, dass alles ein Spektrum ist und nicht nur ein Labradorit labradorisieren darf, sofern sie aus derselben Familie (hier Feldspat) kommen. Oder liege ich da doch falsch? Der Anhänger liegt jetzt bei seinen "Geschwistern", die definitiv weißer Labradorit sind und irgendwie kommt es mir jetzt etwas stimmiger vor.

Ich habe noch einmal versucht, bessere Fotos zu machen 2w2i2l
So glasartig wirkt er im Durchlicht nicht mehr
So glasartig wirkt er im Durchlicht nicht mehr
IMG20250814161935a.jpg
Liebe Grüße
Julia
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