Hallo Julia,
vorweg, es ist ein hübsches Steinchen!
Welches Mineral sich dahinter verbirgt ist auf Grund eines oder mehrerer Fotos sehr unsicher. Dazu kommt, dass Begriffe wie "
Labradorit" oder "Mondstein" leider mehrdeutig sind. Da gibt es auf der einen Seite eine Einteilung und Zuordnung zur chem. Zusammensetzung durch die Mineralogen und auf der anderen Seite die Bezeichnungen kreativer Geschäftsleute (Manne ausgenommen

). Verbunden mit Erscheinungsformen dieser Mineralien führte das dazu, dass im Netz so allerhand unter verschiedensten Namen angeboten wird, nach dem Motto, die Kunden und Kundinnen werden es schon glauben.
Fangen wir mit der Mineralogie an:

- feldspat_dreieck.gif (311.65 KiB) 37 mal betrachtet
In diesem Dreieckdiagramm sehen wir die Familie der Feldspäte und deren Mitglieder. Auf der linken Seite befinden sich die Alkalifeldspäte (Orthoklas bis Albit), wobei in der chemischenm Zusammnsetzung von oben nach unten das Kalium-Ion K
+ sukzessive durch das Natrium-Ion Na
+ ersetzt wird. Auf der Grundlinie des Dreiecks befinden sich die Plagioklase, wobei von links nach rechts das Natrium-Ion Na
+ durch das Calzium-Ion Ca
2+ ersetzt wird. Sowohl auf Seite der Alkalifelspäte als auch bei den Plagioklasen kommt es zu Phasenübergängen, die für teilweises Entmischen der Phasen verantwortlich sind. Je nach Art und Menge der entmischten Phase kommt es zu besonderen optischen Erscheinungen.
Labradorit liegt auf der Achse der Plagioklase rechts der Mitte. In der chem. Formel sind 50-70% der Natrium-Ionen bereits durch Calzium-Ionen ersetzt worden.
Neben
Labradorit erhielten auch die anderen Familienmitglieder der Plagioklase einen Namen:
Albit 0-10% Calzium-Ionen
Oligoklas ab 10% Calzium-Ionen
Andesin ab 30% Calzium-Ionen
Labradorit ab 50% Calzium-Ionen
Bytownit ab 70% Calzium-Ionen
Anorthit ab 90% Calzium Ionen
Ohne chemische Analyse ist eine Zuordnung fast unmöglich. Hilfreich können die Bestimmung der Brechungsindizes sein:

- BrechungsindexPlagioklase2.jpg (54.66 KiB) 37 mal betrachtet
Dazu braucht man zwar keine chem. Analyse, dafür aber ein Refraktometer und ebene, möglichst polierte Flächen (wie z.B. bei facettierten Steinen). Diese Gerätschaft ist zwar wesentlich billiger als ein Analysegerät, die Ergebnisse sind aber auch wesentlich ungenauer.
Kurz zusammengefasst
* Die Feldspäte werden mineralogisch in Alkalifeldspäte und Plagioklase unterteilt.
* Die Plagioklase werden ihrerseits wieder unterteilt in Albit - Oligoklas - Andesin -
Labradorit - Bytownit und Anorthit
* Im Laufe der Veränderung der Zusammensetzungen kommt es zu Entmischungen, die die Ursachen für verschiedene Erscheinungsformen sind.
Betrachten wir nun verschiedene Erscheinungsformen
Wie oben bereits formuliert, kommt es je nach Menge und Form der entmischten Phasen zu unterschiedlichen optischen Erscheinungsformen.
Bekannte Erscheinungsformen sind die "perthitische Entmischung" (z.B. im
Amazonit),
die Adulareszenz = Mondsteineffekt (z.B. im Mondstein),
die Aventureszenz = Sonnensteineffekt (z.B. im Oligoklas) und
die Labradoreszenz (z.B. in manchen Labradoriten).
Die Erscheinungsformen sind NICHT an das jeweilige Familienmitglied der Feldspäte gebunden und umgekehrt ist auch der Name des Familienmitglieds NICHT an die Erscheinungsform gebunden.
So kann die
Adulareszent bei sämtlichen Feldspäten auftreten. Nach der CIBJO, die Welt-Dachorganisation für die Benennung von
Schmuck- und Edelsteinen, darf als Mondstein (ohne Zusatz) nur der Orthoklas-Mondstein benannt werden. Andere Mineralien mit Adulareszenz müssen den minearlogischen Namen als Zusatz aufweisen, z. B. Andesin-Mondstein.

- Andesin-Mondstein
- AndesinMondstein1_1.jpg (48.11 KiB) 37 mal betrachtet
Ebenso kann die
Aventureszenz bei anderen Feldspatmitgliedern auftreten.
Nach CIBJO darf nur der Oligoklas-Sonnenstein als Sonnenstein ohne Zusatz bezeichnet werden. Andere Sonnesteine müssen den Mineralnamen als Zusatz aufweisen.

- Andesin_Sonnenstein
- OregonSunstoneColoredCenter13ISG.jpg (95.37 KiB) 37 mal betrachtet
Ähnliches gilt für das Labradorisieren (=Labradoreszenz). Nicht nur der
Labradorit kann das Labradorisieren zeigen, sondern auch andere Mitglieder der Feldspatfamilie, z.B. der Peristerit (= Albit mit Labradoreszenz)

- Peristerit (Albit mit Labradoreszenz)
Damit es nicht zu einfach wird, treten z.T. auch Kombinationen dieser optischen Effekte auf, z.B. ein Anorthoklas mit Labradoreszen und Adulareszenz.
So, jetz wollt´ ich euch noch einen Anorthoklas mit Labradoreszen und Adulareszenz zeigen, leider habe ich das Datenvolumen bereits überfordert, vielleicht passt´s ein anderes Mal.
Mit sonnigen Grüßen
pezzottait